Dienstag, 18. Mai 2010

NIKEs Flaschenpost für Südafrika



Die neuen "grünen" Team-Shirts von NIKE (Foto: Selectism.com).

Passend zur WM 2010 hatte man bei NIKE mal wieder eine kluge und "grüne" Marketing-Idee: Im Rahmen des Programms "NIKE 2010 World Cup Kits" stellte NIKE die neuen Team-Shirts vor, die dieses Mal aus einem neuen Jersey-Material hergestellt werden, dass weitestgehend aus alten Plastikflaschen recycelt wird. "8 Recycled Plastic Bottles: 1 Football Shirt" ist denn auch das sinnige Motto der Aktion. Nur konsequent und auffällig die Verpackung der Consumer Shirts: Eine Plastikflasche. "Considered Design" nennt NIKE seine Bemühungen, schon im Design grün zu denken.

Nach Angaben des Herstellers wird die Umwelt (hauptsächlich in Japan und Taiwan) so von 13 Millionen Plastikflaschen befreit. Danke NIKE!


NIKEiD. macht iPhone-Besitzer zum Sportswear-Designer


Drei Screenshots aus der "NIKEiD."-App (Foto: Apple iTunes-Store).

Individualisierbare Produkte gibt es bei NIKE ja schon länger. "User Generated Products*" nennt der Fachmann diese clevere Marketingtechnik, um zum einen neue, kreative Kundenschichten zu gewinnen und zum anderen Trends schneller erfassen zu können. Die "Weisheit der Masse" nennt Sacha Lobo dieses Phänomen.

Unter der Subbrand "NIKEiD" (Website hier) gibt es bei Nike schon länger so eine Kollektion individualisierbarer Artikel. Neu ist die passende iPhone-App unter gleichem Namen, die es nun mit Hilfe der iPhone-Kamera ermöglicht, alles, was einem vor die Linse kommt automatisch in ein passendes Farbdesign für z.B einen neuen Sneaker zu verwandeln. Einfach Foto schiessen - die App filtert die wichtigsten Farben heraus - und auf einen Artikel aus der NIKEiD.-Kollektion anwenden. Wenn die Farbkombi gefällt kann auch gleich aus der App heraus bestellt werden. Einfacher und schneller geht nicht. Und der Kunde kann ziemlich sicher sein, dass es seinen Sneaker kein zweites Mal gibt, auf der Welt.

Leider ist die App zwar gut gedacht aber nicht ganz so gut gemacht. Es hapert noch hier und da an der Funktionalität und der Geschwindigkeit, aber hier zählt erstmal die Idee.

Wer mehr über NikeiD erfahren möchte kann auch mal in den Blog "Laufen mit Willi" (hier) reinklicken. Willi Prokop ist Hardcore-Läufer und hat über das Produkt ausführlich gebloggt.

*Weitere Post zum Thema Consumer- bzw. User Generated Content (hier), (hier) und (hier).


Montag, 17. Mai 2010

Handwerksmeister 2.0


Zwei Motive aus der "Manufaktur"-Kampagne von Louis Vuitton aus diesem Jahr.

Habe am Wochenende auf der ADC-Austellung lange vor der "Manufaktur"-Kampagne von Louis Vuitton gestanden. (Übrigens inmitten von tausenden eingereichten Arbeiten aus dem vergangenen Jahr, eine von nur zwei Modekampagnen! Siehe meinen Post über den ADC-Gipfel von heute weiter unten). Was ich - neben der handwerklich perfekt gemachten Gestaltung - so interessant und gelungen finde, ist, wie die Macher es geschafft haben, eine Brücke zu schlagen, zwischen traditioneller Handwerkskunst und einer modernen richtungsweisenden Premium Fashion Brand.

Bewusst hat man auf das vielgesehene Klischee des runzeligen Altmeisters mit schwieligen Händen in der knorrigen Werkstatt verzichtet und stattdessen stylishe Models verwendet, denen man abnimmt, dass sie mit Hingabe, hohem Anspruch und künstlerischem Können anspruchsvolle Lederwaren in Premium-Qualität herstellen können.

Da mich das Thema des Brückenschlags zwischen traditioneller Handwerkskunst und modischem Anspruch gerade auch beruflich sehr beschäftigt, weiss ich wie schwer es ist, hierfür glaubwürdige kommunikative Lösungen zu finden. Auch deswegen "Hut ab!" vor den Machern der LV-Kampagne.


Motiv aus der GUCCI-Kampagne.

Auch Gucci hatte sich ja im Rahmen des Firmenjubiläums im letzten Jahr an dem Thema versucht. Allerdings auf eher klischeehafte Weise. Für eine Marke, der man eher modische Kompetenz als überragendes handwerkliches Können zuschreibt, vielleicht durchaus ein sinnvoller Weg. Allein schon der goldene GUCCI-Schriftzug auf dem historisch anmutenden Motiv stellt einen interessanten gestalterischen Bruch dar.

Mut hatten beide Marketingleiter. Denn ich höre förmlich die Vertriebsleiter mahnen: "Und wo bitteschön, ist unser Produkt?"


Wieder keinen Nagel für Mode beim ADC


Logo des ADC-Gipfels 2010 in Frankfurt am Main.

Acht goldene, 56 silberne und 123 bronzene Nägel sind das Ergebnis des diesjährigen ADC-Gipfels in Frankfurt am Main. Dazu 242 Auszeichnungen für überdurchschnittlich kreative und handwerklich perfekte Arbeiten aus allen werbetreibenden Branchen. Eine Branche fehlte mal wieder im alljährlichen Olymp überdurchschnittlicher Kommunikationskonzepte: Die Mode. Ausgerechnet eine Industrie, die, wie kaum eine andere von Kreativität lebt, glänzt mit Durchschnitt, Ideenlosigkeit und Langeweile, wenn es um ihre Kommunikation mit den Kunden geht.


Aktuelles Motiv aus der Manufakturkampagne von Louis Vuitton.


Motiv aus der beim ADC eingereichten Delmod-Kampagne.

Ganze zwei Modemarken habe ich zwischen den eingereichten Arbeiten gefunden (mag sein, dass es offiziell mehr waren): Louis Vuitton, mit der Manufakturkampagne und Delmod mit den blühenden Bügeln. Erstere handwerklich gut gemacht, aber ohne Idee, letztere nicht mal handwerklich bemerkenswert.

Nun mag der eine oder andere Mode.Marketeer sagen: "Was interessieren mich Kreativpreise, ich muss verkaufen.", aber auch beim EFFIE (dem deutschen Award für besonders effiziente Markenkampagnen) spielt Modemarketing leider eine Rolle.

Marketing für Mode braucht mehr als einen angesagten Fotografen, ein gern-genommenes Model und eine erreichbare Location. Auch Mode lässt sich mit neuen, kreativen Ideen besser verkaufen. Viel zu wenig Modemarken spielen schon auf der Klaviatur der so genannten neuen Medien. Social Media ist und kann mehr als eine Facebook-Fanpage. Erste gute Beispiele gibt es (hier), (hier) und (hier).

Wäre doch gelacht, wenn sich eine kreative Branche wie Mode auch im nächsten Jahr wieder von einem Baumarkt, wie Hornbach zeigen lassen muss, wie kreative und erfolgreiche Werbung geht.

Die offizielle Seite des ADC-Gipfles (hier).

Wer sehen will, wie kreative Werbung aussieht kann (hier) das ADC-Jahrbuch bestellen.