Samstag, 4. April 2009

Pimp up your Cuban

Während ich gerade noch über die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Fashion-Industrie sinniere stolpere ich über diesen Post, der das Thema Krise und Existenzängste wunderbar relativiert. War das Rauchen von vorzugsweise dicken Zigarren ja schon von jeher auch Symbol eines zur Schau gestellten Wohlstandes, hat der geneigte Afficionado nun die Möglichkeit, sich noch um Klassen vom gemeinen, inzwischen auch zigarrenrauchenden, Plebs abzugrenzen.

Unter der Marke "Ysenbands" bietet ein Hersteller hochwertiger Accessoires rund um das gepflegte Rauchen nun individuell gefertigte Zigarrenbinden aus Gold oder Silber, optional mit Edelsteinen besetzt, an.

Gut gemeinter Tip an alle Bank-Manager, die dieses Jahr noch die letzten Boni einstreichen dürfen: Ysenbands - Man gönnt sich ja sonst nichts.


Donnerstag, 2. April 2009

Krisen(s)hopper


Die Antwort der weiblichen Modejünger auf sinkende Aktienkurse und Kreditkartenentzug: Die Recessionista. Der Begriff (eine Wortneuschöpfung aus "Fashionista und "Recession") tauchte im August letzten Jahres zum ersten Mal in einem Artikel der US Weekly auf und steht für den neuen Typus des "Sex-in-the-City"-Girls mit Budgetbegrenzung und Zukunftsängsten.

Interessant scheint mir, der Aspekt, wie sich das Einkaufsverhalten der Top-Kunden der Fashion- und Lifestyle-Industrie unter dem Einfluss der Finanzkrise verändern wird und was das für die Kollektionen und Preisstrategien bedeutet.

Antworten hierauf findet der interessierte Mode-Marketeer bei Spiegel Online:"Seriös ist das neue Sexy" titelt die News-Site am 30.03.09 und beschreibt die konsequente Reaktion der Fashion-Brands auf den neuen Typus der rezessionsgeplagten Mode-Shopper wie folgt: "... Stattdessen konzentrieren sich die Designer in ihren neuen Linien lieber auf edle und teure, aber unauffällige Klassiker. Sie sollen an Tradition und Beständigkeit der jeweiligen Marke erinnern und der Kundin in ihrem Bedürfnis nach Sicherheit und alten Werten entgegenkommen.", so der Spiegel.

Es scheint so, dass auch die Kundinnen, deren Börse weiterhin üppig genug befüllt bleiben trotzdem neue Kaufstrategien entwickeln werden.

Hypothese 1: Der Trend zur Schnäppchenjagt wird auch oder gerade bei Gutverdienern weiter zunehmen.

Hierzu die NY Times: "Diese Recessionistas sind auf der Suche nach preiswerten Möglichkeiten, sich schick einzukleiden, und wollen auf ihre liebste Freizeitbeschäftigung - Shopping - auf keinen Fall verzichten. Fazit: Für auf der Kostenseite gut aufgestellte Einzelhändler tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf."

Hypothese 2: Man wird weniger für kurzlebige High Fashion ausgeben und stattdessen mehr in nachhaltige Klassiker in guter Qualität investieren. Kelly Bag statt Miu Miu, Burberry statt Galliano.

Dazu Spiegel Online: "Therecessionista.blogspot.com zum Beispiel preist den mondänen Stil von Grace Kelly und Jackie Kennedy an. Klassisch und kultiviert - ein Kleidercode, der in der Krise funktioniert. Als weibliche Stärke gilt jetzt eher Eleganz, nicht Sexyness." Und zitiert den Modetheoretiker und Trendforscher Carlo Michael Sommer: "Die Wirtschaftskrise macht es nötig, sich die Frage zu stellen: Was ist im Leben wirklich wichtig? Psychologisch betrachtet dient sie als Filter, als Fokussierer auf das Wesentliche".

Das hieße, die Gewinner der Krise sind alle, die entweder hochwertige Klassiker im Programm haben oder High Fashion zu Dumping-Preisen verhökern können.

Eine Liste einiger Artikel zum Thema "Rezessionista" finden Sie hier. Die New York Times zum Thema.

[Nachtrag vom 06.04.09:] Die TW berichtet unter dem Titel "Hermès macht mehr Gewinn als erwartet": "Bis Ende Februar 2009 hätten die Verkäufe ... über Vorjahr gelegen."